Archiv des Autors: Kurt Niel

Über Kurt Niel

Ich bin Professor für Industrielle Bildverarbeitung an der FH OÖ, Campus Wels. Dazu interessieren mich Geschichte der Messtechnik und der Astronomie. Eigene Projekte sind: Sonnenuhren sowie .

Neue, hochpräzise Teleskopnachführung am Beispiel ISS-Fotographie

Die ISS (International Space Station) im Überflug fotographieren oder darüberhinaus zu filmen? Das stellt eine große Herausforderung dar: Diese fällt mit 7,66 km/s in ca. 400 km Höhe um die Erde. Am Zenit bewegt sich diese deshalb mit 1,1°/s bzw. 3.960″/s; die Größe einer:s ISS-Astronautin:en im Ausseneinsatz ist dabei etwa 1″ (Bogensekunde).

Trotzdem Nacht- und Tagvideo ohne(!) Ausrichtung einzelner Frames [Michael Steinbatz]:

Diese Aufnahmen entstanden mittels eine neuartige, hochpräzise Teleskopnachführung, hergestellt von ASA in Zusammenarbeit mit FH OÖ, Campus Wels, Hrn. Michael Steinbatz.

Die Technischen Daten dazu:

  • Teleskop ASA AZ800 F/7 mit 5.600 mm Brennweite
  • Kamera ZWO ASI166C mit einer Pixelauflösung von 0,14″
  • Video Framerate 25 f/s; also je 40 ms zwischen den Frames = 158″ Positionsunterschied der ISS
  • Die ASA-Nachführung alleine – keine SW-Bildausrichtung(!) – macht die Bildausrichtung: je 40 ms einen Sprung um 158″ mit <1″ Positionsgenauigkeit!

Üblicherweise werden bei solchen ISS-Videos die einzelnen Frames mittels Software auf eine zentrale Position ausgerichtet. Bei obiger Sequenz ist das nicht gemacht worden – die Positionsschwankungen ergeben sich hier nur durch atmosphärische Brechungen zwischen den Frames. Das scheinbare Verdrehen der ISS im Video entsteht durch die äquatoriale Montage des Teleskops.

Komet 12P/Pons-Brooks Aufnahme vom 14.03.2024

12P/Pons-Brooks, 14.03.2024; Canon EOS RP, 30s, F/7.1, ISO800, 600mm [Peter Zeller]

Ich habe gestern mal kurz probiert und gecheckt ob das Setup so passt.

Der Komet 12P/Pons-Brooks ist wahrscheinlich Ende März mit freiem Auge zu sehen.
Der Kerl schaut bei uns nur sehr selten vorbei.


Ich hatte ihn gestern bei schlechten Bedingungen (hohe Schleierwolken und heller Mond in der Nähe des Kometen) mal probeweise kurz abgelichtet. Er steht derzeit nahe der Andromeda Galaxie, nahe dem Stern Mirach. Er ist im Stellarium schon eingezeichnet, daher auch leicht zu finden: Stellarium Web Online Star Map (stellarium-web.org).

Ich habe gestern mit einem Zoom Objektiv von Tamron gearbeitet: Bei 150 mm Brennweite gesucht und dann immer wieder neu zentriert und dann bis auf 600 mm Brennweite erhöht.

Der Komet  ist kurz nach Sonnenuntergang am besten zu sehen.

Peter Zeller

Hier die Aufsuchunterstützung durch StellariumWeb:

StellariumWeb (FOV 17,1°) mit Sternbildlinien/-zeichnung – Übersicht
StellariumWeb (FOV 3,94°) mit Bildausschnitt Foto oben – Detail

Aurora Sichtung – Wenn Kinderträume wahr werden

Alle Bilder: Canon EOS 5D Mark IV, F3.2, 6s, ISO 1600; Canon EF14mm f/2.8L II USM, f=14 mm [Peter Zeller]

Seit ich ca. 10 Jahre alt war habe ich davon geträumt Nordlichter zu sehen. Zu meinem Geburtstag habe ich mir diesen Traum nun erfüllt. Ich bin hier in Levi Finnland, wo wir mit -28 Grad und Sturm empfangen wurden. Drei Tage nur schlechtes Wetter.

Heute endlich der erste Tag wo es klappen könnte, obwohl die Polarlichtprognosen schlecht sind. Stehen bei -3 Grad und heftigem Wind auf der Piste. Finger abfrieren, …
Aber es hat sich gelohnt: Ein Feuerwerk an Polarlichtern!!!

Ich bin absolut geflascht!“

Peter Zeller

Vortragsprogramm Sommersemester 2024

Bitte um Vormerkung folgender Vortragstermine – jeweils um 18 Uhr am FH Campus Wels:

Venusfinsternis Do., 9.11.2023 11:02-12:15 MEZ

Nachtrag Do., 9.11.2023 14 Uhr:

In der Früh war die Sichtung noch ausgezeichnet:

Kurt Niel, Do 9.11.23 8:07 – Canon M5, 250mm, 1/800, F5.6, ISO400

Die weitere und restliche Zeit war der Mond/die Venus auf Grund der Wolkensituation nicht mehr ausnehmbar.

Der Vorbericht war:

Der Mond schiebt sich gegen Mittag über die Venus. Dadurch ist, bei wolkenfreier Sicht und Benutzung eines Fernglases, die Sichtung der Venus auch am Tageshimmel möglich, weil als Orientierungshilfe der Mond dient.

Bitte um Vorsicht: Dabei nicht mit dem Fernglas in die 45° entfernte Sonne blicken!!
Mond/Venus sind zu diesem Zeitpunkt also 45° = 2 x Spannweite Daumen-Zeigefinger der Sonne voreilend Richtung Westen zu finden.

Üblicherweise ist die Venus am Taghimmel sehr schwer zu sehen, weil deren Helligkeit nur wenig über der des blauen Himmels liegt. Hier eine Orientierungshilfe:

Stellarium für morgigen Zeitpunkt – Do., 9.11.2023 um 11:00 MEZ für Grieskirchen/Wels, OÖ

Polarlicht Sichtungen So 5.11.2023

Am Abend wurden mehrfach Polarlichter über Österreich gesichtet. Das ist ziemlich selten, da solche Erscheinungen in der Ionosphäre (80-300 km über dem Erdboden) meist in der Polarregion stattfinden. Nur bei besonders kräftigen Partikelströmen aus der Sonne kommend, die dann auf das Magnetfeld der Erde treffen, finden Lichterscheinungen auch in geringeren Breiten statt.

Kurt Niel: Bei einem Abendspaziergang im Bezirk Grieskirchen (48° 11′ N) um 18:30 MEZ nahm ich ein schimmerndes rötliches Licht am sternenklaren Nachthimmel Richtung Norden wahr. Nach 15 min war die Erscheinung wieder vorbei. Es war eindeutig auf eine Himmelserscheinung zurückzuführen und nicht auf einen z.B. Blendungseffekt durch eine Stassenbeleuchtung. Eine grüne Aurora Borealis konnte ich bereits mehrfach sehen: auf Flügen über der Hudson Bay (53° N).

Einen Fotobeweis gibt es nicht. Es war ein erster Blick meines Lebens vom Boden auf die lokale Lichterscheinung – überwältigend!

Peter Zeller hatte etwas später offensichtlich in einer zweiten Welle auch seinen Fotoapparat in Stellung gebracht Ich bin total geflasht:

Pichl/Wels, Peter Zeller, 5.11.2023, 23:30 MEZ: Blende 2,8, ISO3200, 8 sek.

450 Jahre Johannes Kepler – Veranstaltungen Grieskirchen Herbst 2022

Der Mathematiker, Theologe und Astronom Johannes Kepler wurde am 27.12.1571 (julianischer Kalender) in Weil der Stadt/Nahe Stuttgart geboren und verstarb am 15.11.1639 in Regensburg. Damit wäre er heuer 450 Jahre alt. Zu diesem Gedenkjahr führt Kurt Niel in Grieskirchen zwischen 17. Oktober und 17. November eine Serie von Veranstaltungen zu seinem Gedenken durch.

  • Mathematiker, Astronom, Astrologe, Optiker, Theologe
  • erkannte und formulierte Gesetzmäßigkeiten der Planeten-bahnen (ellipsenförmige Bahn der Planeten um die Sonne)
  • viele Schriften: Astronomie, Optik (Auge), Weltharmonie,
    Traum von Reise zu Mond, Astrologie
  • wuchs in Weil der Stadt/Leonberg, Großraum Stuttgart, auf
  • studierte Theologie/Mathematik am Evangelischen Stift in Tübingen
  • lehrte 1594-1600 in Graz, heiratete dort seine erste Frau Barbara Müller
  • betätigte sich als Astronom/Mathematiker bei Tycho Brahe;
    Kaiserlicher Hofmathematiker Astronom 1600-1612 in Prag;
    seine erste Frau Barbara starb in Prag
  • war Landschaftsmathematiker/Landesrat 1612-1627 in Linz; heiratete in Eferding seine zweite Frau Susanne Reuttinger
  • diente Albrecht von Wallenstein 1627-1630
  • starb 1630 in Regensburg.

Die Veranstaltungsreihe (siehe auch https://Kepleruhr.at/450):

Vortrag vom 10.1.2022

„Namensgebung des Uranus – eine sensationelle Entdeckung“
Ein neu entdeckter Briefwechsel sowie ein Münzenfund deuten auf eine neue Interpretation der Namensgebung hin (Doris Vickers, Uni Wien)
Mo., 10.1.2022, 18:00 Uhr online
[Hier finden Sie die Vortragsunterlagen: VOWS21_DorisVickers]

NameUranusDorisVickersGedicht des Uranophilo (Pseudonym) zur Diskussion über die Namensgebung des Uranus

Am 13. März 1781 endteckte Wilhelm Herschl einen neuen Planeten. Zuerst benannte er ihn georgium sidus nach dem zu dieser Zeit herrschenden englischen König. Später korrigierte er den Namen auf Uranus. Die Hintergründe sind jetzt durch die Vortragende mit gezielter Recherche, Intuition, Beharrlichkeit und unter anderem durch einen Besuch im Stift Kremsmünster entdeckt worden – eine astronomiegeschichtliche Sensation.

plejadenariesuranus20200922_2iDer Planet selber ist durch sein Helligkeit 5,85 mag kaum ohne Hilfsmittel erkennbar [Stellarium vom 21.9.2020 – hier ein Bericht über meine visuelle Sichtung].

Vortrag vom 6.12.2021

jacobsstJakobstab

„Messtechnik in Astronomie – bis 19. Jhd“
Entwicklung der beobachtenden Messtechnik (Kurt Niel, FH Wels)
Mo., 6.12.2021, 18:00 Uhr
[Hier ist die Foliensammlug dazu: VOWS21_AstroMesstechnik ]

Die Abschätzung der Lichtgeschwindigkeit, von Planetenabständen und -bahnen, Entfernungen zu Galaxien: Wie wurden diese Größen vor GPS, Atomuhren, Teleskope mit adaptiver Optik, Satellitentechnik bestimmt? Sonnenuhr, Jakobsstab, Sextant, Astrolabium sind Instrumente zur Bestimmung astronomischer Vorgänge. In diesem Vortrag wird der sich entwickelnde Einsatz von Hilfsinstrumenten gezeigt: Messgenauigkeiten, -ergebnisse und Rückschlüsse auf Modelle. Denn nur mit realen Messungen können theoretische Modelle etwa der Kosmologie (Entstehung, Entwicklung und Ausgestaltung des Universiums) überprüft werden.

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Armillasphäre (16. Jhd)