Die letzte große Konjunktion der beiden größten Planeten des Sonnensystems war vor knapp 400 Jahren am 17. Juli 1623 mit einem Abstand 5 Bogenminuten (1 Bogenminute = 1′ = 1/60°). Diese war allerdings relativ Nahe der Sonne (Abstand 12°, also etwas weniger als 1 h Positionsbewegung). Johannes Kepler lebte zu dieser Zeit in Linz und könnte diese beobachtet haben. Allerdings ist eine andere Konjunktion wesentlich ausführlicher von ihm dokumentiert: Jene von Ende September/Anfang Oktober 1604 von Jupter/Saturn/Mars innerhalb von 7° mit der von ihm vermuteten dadurch ausgelöste SuperNova SN1604 (9. Oktober 1604).
Die heurige Annäherung am 21.12.2020 war mit 6,1′ (entspricht 1/5 des scheinbaren Durchmessers Mond) ähnlich spektakuär und duch den weiteren Abstand zur Sonne (31°, also mehr als 2 h Positionsbewegung) doch besser zu beobachten. Hier folgen einige Aufnahmen von Peter Zeller und Kurt Niel, zwei glückliche Menschen, die auch mit freiem Auge die aktuelle Anäherung sahen. Dazu mussten sie vor Weihnachten in die angrenzente Steiermark ausweichen, weil OÖ durch die wochenlange Nebelsuppe beobachtungsgemäß im Nachteil lag. Danach war es auch in OÖ etwas besser zu sehen.
Nahe Admont, Stmk – Video 2 Tage vor Konjunktion
[Peter Zeller, 19.12.2020, Nahe Admont, AT [Fujifilm X-H1; 400 mm; F/___; __ s; ISO ____; Sequenz alle 1 sek]
Nahe Admont, Stmk – 1 Tag vor Konjunktion
Peter Zeller, 20.12.2020, Nahe Admont, AT [Fujifilm X-H1; 400 mm; F/___; __ s; ISO ____]
Grieskirchen, OÖ – 5 Tage nach Konjunktion Jupiter hat Saturn schon weiter überholt (nach Osten).
Kurt Niel, 26.12.2020, Grieskirchen, AT [Canon M5; 300 mm; F/4.5; 1/4 s; ISO 3200]
Im weiteren Verlauf werden beide Ende Jänner von der Sonne überholt und erscheinen deshalb ab ca. Mitte/Ende Februar 2021 vor der aufgehenden Morgensonne in Richtung Osten sichtbar.
Der Planet Uranus steht an und für sich nicht so auf der Liste der für gute Sichtbarkeit bekannteren wir Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn. Letztere drei sind aktuell prominent am Abendhimmel sichtbar: Jupiter und Saturn bereits schon nach Sonnenuntergang im Süden; der Mars folgt etwas später im Osten.
Jetzt ist allerdings auch der Uranus relativ gut auffindbar und mit mag 5,85 knapp auch noch ohne Hilfsmittel erkennbar – ausgezeichnete Nachtfinsternis und konzentrierte Augen sowie Kenntnis der Position vorausgesetzt. Beinahe noch Neumond und passende Wetterlage tragen das ihre dazu bei:
Stellarium für 15.9.2020 23:30 MESZ; Plejaden links unten, Mars rechts mitte, Uranus dazwischen
Uranus befindet sich ziemlich genau auf der Linie zwischen Mars und den Plejaden etwa 1/3 der Distanz der beiden vom Mars entfernt und unterhalb des Widder (Hauptstern Hamal, alpha Ari).
Besser geht’s natürlich mit Fernglas und Teleskop.
Hier ist ein Ausschnitt, der einerseits mit 300 mm Tele an einer Canon M5 entsteht (roter Rahmen) oder etwa auch mit einem Fernglas mit Öffnungswinkel 6° sichtbar ist:
Stellarium für 15.9.2020 23:30 MESZ; Ausschnitt für Teleobjektiv oder Fernglas.
Mars befindet sich aktuell im Sternbild „Fische“, Uranus im Sternbild „Widder“.
Daten zu Uranus
Umlaufzeit um die Sonne – 84 Jahre
Entfernung zur Sonne – 2.800.000.000 km = 18,7 AU (AU .. Entfernung Erde zur Sonne)
Mein erstes Beobachtungsergebnis vom 15./16.9.2020, jeweils vor Mitternacht, Grieskirchen
An beiden Abenden war gutes Seeing. Allerdings ist insbesondere in Horizontnähe doch der örtliche Lichtschein vorhanden, sodass ich Uranuns nicht mit freien Augen erkennen konnte. Mit Fernglas und Fotoapparat war allerdings ein Erkennen bzw. Festhalten möglich.
Uranus Mitte Rechts Bildgröße 4,3° x 2,8°; Canon M5 mit 300mm; 1s, F4.0, ISO12800
Weitere Beobachtung 21.9.20203:15 MESZ , Grieskirchen – Sichtung mit freiem Auge gelungen
Hier stand Uranus mit einer Höhe von 56° südlich ziemlich günstig. Das Seeing war grandios – der Orionnebel knallte förmlich im Südosten stehend herunter. Die Augen waren durch die Nachtruhe schon sehr gut dunkeladaptiert. An den vorangegangenen Nächten hatte ich mir mit dem Fernglas (Sichtung Uranus ohne Problem) die Suchposition schon vordefiniert. Es bedurfte einiger Konzentration und Übung der Vornächte, ohne Hilfsmittel die passende Region nach dem Uranus zu durchsuchen, was schließlich gelang. Nach etwa 5 Minuten war die Konzentration schon geschwächt, mit Fernglas bestätigte ich mir schließlich den Fund.
Zu beachten war weiters, dass zwar im Sehzentrum die Sensoren am dichtesten liegen, aber empfindlicher sind diese etwas außerhalb davon. Also musste ich mich auf die etwas daneben liegende Peripherie konzentrieren. Ich hatte tatsächlich den Schein des Uranus (mag 5,85) wahrgenommen.
Stellarium vom 21.9.2020 3:15 MESZ – Positionierung des Uranus unterhalb Aries, neben den Pleiades.
Zur Kontrolle der Sichtbarkeitsgrenze dienten dabei auch die Sterne nahe des darüberliegenden Widders (Aries): Der letzte der vier Widdersterne rechts (Gamma Ari) hat mag 4,65, knapp unter der rechten Hälfte des Widder liegen fünf Sterne mit steigender Magnitude innerhalb von 5°: mag 5,14 – 5,20 – 5,35 – 5,70 – 5,80. Die Helligkeiten berücksichtigen bereits die entsprechende Luftmasse im Sehstrahl.
Stellarium vom 21.9.2020 3:15 MESZ – Auf die entsprechenden Luftmassen reduzierten Helligkeiten von Uranus und den Vergleichssternen.